Eine meiner wichtigsten Missionen der ersten Tage in Japan war es natürlich, eine japanische SIM-Karte zu erhalten um einerseits eine erreichbare Telefonnummer und andererseits unlimitiertes Datenvolumen zu haben.
Dafür wurde mir im Voraus ein Tarif bei Rakuten empfohlen, welcher über mehrere Stufen bis hin zu unlimitiertem Datenvolumen verfügt. Der Preis wird dynamisch, je nach Verbrauch des Monats berechnet. Bis 3 GB 980 JPY, bis 20 GB 1980 JPY und ab 20 GB 2980 JPY.
Das Problem: Bei der Anmeldung für die SIM-Karte wird die Angabe einer japanischen Telefonnummer gefordert – über welche ich ja noch nicht verfügte. Um diesen Sachverhalt zu klären, wurde mir in meiner Sprachschule empfohlen, einen Rakuten Store aufzusuchen und den Tarif dort in Person zu buchen.
Also machte ich mich, bewaffnet mit einer ausgedruckten Google Maps Karte aus der Schule, auf den Weg nach Sannomiya. Dabei handelt es sich wohl um einen der belebtesten Teile von Kobe mit einem großen Wirrwarr an mehrstöckigen Bahnstationen und übereinander gestapelten Einkaufsstraßen. Wöge man sich hier mit einer ausgedruckten Karte in Sicherheit, beginge man wohl einen Denkfehler.
Es blieb also wieder nichts anderes übrig, als andere Passanten nach dem Weg zu fragen. Ungünstigerweise befand ich mich gerade in einem Bereich mit wenigen Leuten. Die einzigen anwesenden Personen waren ein Herr mittleren Alters, der mir in gebrochenen Worten zu verstehen gab, dass er nicht Japanisch sei und ein junges, potenzielles Pärchen in Schuluniform. In Ermangelung von Alternativen sprach ich also die beiden an und erhielt zunächst wenig Feedback, abgesehen von einem etwas überforderten Lächeln. Irgendwie haben wir es dann aber doch geschafft, uns zu verständigen und mir wurde angeboten, gemeinsam zum Rakuten-Store zu gehen.
Fünf Minuten später erreichten wir einen kleinen Bereich, in dem unterschiedliche Mobilfunk- sowie andere Anbieter in Ein- bis Zweimannstärke nebeneinander aufzufinden waren. Ich verabschiedete mich von meinen Wegweisern und ging zu einer Dame, von der ich glaubte, dass sie mit dem Rakuten-Poster zu assoziieren sei. Geduldig hörte sie sich mein Anliegen in einfacher japanischer Sprache an und fragte zur Bestätigung noch einmal nach, dass ich also eine neue SIM-Karte beantragen wolle. Nach Bejahen dieser Frage wies sie mich dann darauf hin, dass sie Teil einer Bank und nicht von Rakuten sei und zeigte auf ein kleineres Plakat zwischen den beiden Rakuten Plakaten an der Wand hinter ihr. Etwas peinlich berührt entschuldigte ich mich und ging eine Station weiter zum Herrn, der nun aber definitiv dem Rakuten Plakat zuzuordnen war. Dieses Mal mit Glück, denn als ich die Frage, ob ich denn eine Kreditkarte dabeihabe, bejahte, sagte er, wir können den Vertrag vor Ort abschließen. Wir gingen an der Bank vorbei zum anderen Rakuten Plakat, vor dem einige Stühle und Tische standen. Hier wurde nun ein Tablet hinzugenommen, um damit den Vertrag abzuschließen.
Stellte sich heraus, dass ich mich letztlich einfach auf dem Tablet anmelden musste, um dann denselben Prozess gemeinsam mit dem Rakuten-Mitarbeiter durchzuführen, den ich zuvor auch online schon probiert hatte abzuschließen. Die Telefonnummer wurde also auch hier benötigt – allerdings wurde mir erklärt, dass ohnehin niemand bei der Telefonnummer anrufen würde und ich somit beispielsweise einfach die Telefonnummer der Schule angeben könne. So getan stand dem Abschluss meines Vertrags nunmehr nichts mehr im Wege.
Nachdem ich die eSIM installierte, kam allerdings noch ein weiterer, für mich leicht irritierender Schritt. Der Mitarbeiter erklärte mir, dass er für die Quittung eine App auf meinem Handy installieren müsse, welche er aus dem PLAY STORE herunterlud. Anschließend sollte ich mein Handy (entsperrt) auf ein Tablett legen. Es wurde dann einem anderen Mitarbeiter übergeben, der mitsamt meinem Handy auf dem Tablett zu einem anderen Schalter ging. Da das Ganze für mich sehr verwirrend war und ich nicht alles auf Japanisch verstand, wehrte ich mich nicht gegen diesen Vorgang und hoffte inständig, dass das kein Fehler sein würde. Beschwichtigt durch den Gedanken, dass Japan gerade im Job für seine Aufrichtigkeit bekannt ist und wir uns in einem großen Geschäft mit Kameras befanden, ließ ich mein Handy also mitnehmen. Unfassbar unangenehme drei Minuten des Wartens später kam der Herr dann wieder zurück mit dem Tablett, meinem Handy und einer Quittung darauf.
Die App habe ich anschließend deinstalliert und bis dato habe ich keinen negativen Effekt feststellen können. Sollte sich das noch ändern, werde ich das in diesem Artikel aktualisieren. Was mir noch eine Woche später aufgefallen ist: Ich bin gar nicht im offiziellen Rakuten-Store in Sannomiya gewesen, sondern in dem Geschäft eines Vertragspartners (oder so ähnlich) – das habe ich zwar schon am Logo auf der Quittung feststellen können, richtig erfasst habe ich es aber erst, nachdem ich bei einer anderen Gelegenheit am tatsächlichen Rakuten-Store in Sannomiya vorbeigelaufen bin.