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  • Mein Sharehouse

    Die Organisation meiner Unterkunft in einem Sharehouse (quasi WG) übernahm die Nipponcademy für mich. Entsprechende Unterkünfte lassen sich aber auch über Seiten wie sharehouse.in finden. Die Monatsmiete für ein 11,5m2 Zimmer beträgt rund 300 Euro.

    Meine ersten Eindrücke vom Sharehouse lassen sich in zwei Gedanken zusammenfassen:

    1. Scheiße, ist das heiß!
    2. Ja, das ist mal traditionell gehalten!

    Meinen Raum fand ich im 1. Stock. Darin enthalten auf den ersten Blick: Tatami-Boden, Stuhl und Schreibtisch, Futon in der Ecke auf dem Boden – welchen ich sogleich einem Praxistest unterzog.

    Am Folgetag konnte ich mich etwas genauer umsehen: Das Sharehouse verfügt über fünf Einzelräume und einen gemeinsam genutzten Bereich mit Küche, Toilette, Bad und Aufenthaltsraum. Die gemeinsamen Räume sind durch traditionelle große Schiebetüren voneinander getrennt. An einigen Orten wie Küche und Bad gibt es Abstellmöglichkeiten, die mit den Zimmernummern beschriftet sind, um die Besitzverhältnisse klar zu halten. Außerdem befinden sich sowohl in den Zimmern als auch im gemeinsamen Raum Klimageräte.

    Der Baderaum ist ebenfalls sehr traditionell mit nassbarem Sitzbereich, Duschkopf und Wanne. Das Warmwasser muss durch einen Knopf aktiviert werden, mit dem ich bei meiner ersten Dusche noch nicht vertraut war. Glücklicherweise war das Kaltwasser durch die hohe Außentemperatur dennoch recht angenehm.

    Ein großer Nachteil, den ich nahezu täglich schmerzhaft in Erinnerung gerufen bekommen würde, sind die niedrigen Rahmen der raumtrennenden Schiebetüren, durch die man sich regelmäßig bücken muss. Sofern man denn dran denkt.

    Für mein Zimmer musste ich einige Dinge extra auf Amazon bestellen, da mein Zimmer beispielsweise über Schränke verfügte, diese jedoch nicht mit entsprechenden Schrankböden ausgestattet waren.

    Was ich ebenfalls nicht wusste: Die kostenfrei nutzbare Waschmaschine, sowie die meisten Waschmaschinen in Japan, verfügt über keine Einstellmöglichkeiten der Temperatur und Drehzahl. Zur Temperatur konnte ich immerhin herausfinden, dass die Waschmaschinen hier immer bei gegebener Wassertemperatur waschen.

  • From KIX to Kobe City

    Eigentlich wollte ich nach Ankunft am Flughafen einen Duschraum aufsuchen. Ein Unterfangen, welches ich aber zeitlich inklusive der Suche danach nicht mehr geschafft hätte, da die zuvor geschilderten Prozesse bereits einiges an Zeit in Anspruch genommen hatten und der letzte Bus gen Kobe um 23 Uhr fahren sollte. Also entschied ich mich kurzer Hand, trotz dem ich an diesem Punkt rund 28 Stunden Reise auf dem Buckel hatte und mich wie ein verbrauchter Putzlappen fühlte, direkt ein Ticket zu lösen und mich in die Schlange für den Bus zu stellen.

    Dieser erschien auch pünktlich einige Minuten vor 23 Uhr. Der Fahrkartenkontrolleur versah alle Koffer der Passagiere gegen Vorzeigen des vorab am Automaten gelösten Tickets mit einem Aufkleber mit einer Nummer am Henkel und drückte dem jeweiligen Kofferbesitzer einen Zettel mit derselben Nummer in die Hand. Dies sollte sich später noch als sehr wichtig herausstellen, denn bei Ankunft wurden die Koffer nur im Austausch gegen diesen Zettel wieder herausgegeben.

    Leider nahm das nicht jeder so ernst: Nach der rund einstündigen Shuttle-Fahrt vom Flughafen zur Sannomiya Station in Kobe versuchte ausgerechnet ein Fahrgast, der kein Japanisch sprach, seinen Koffer mitzunehmen, ohne den Zettel vorzuzeigen. Dies wurde nicht geduldet und es kam zu der unnötigsten Diskussion, die ich seit langer Zeit erleben durfte. Der Angestellte betonte nämlich, dass der Fahrgast seinen Koffer auch ohne den Zettel nehmen könne und dafür lediglich warten müsse, bis die anderen Fahrgäste ihre Koffer alle erhalten haben. Ein durchaus logischer Vorschlag, der sogar auf Englisch kommuniziert wurde. Der Kopfhörer tragende Fahrgast zeigte sich darauf aber leider unbeeindruckt und zog mit den wiederholten Worten „Give me my bag man, that’s my bag!“ am Koffer, der seinerseits von dem Angestellten festgehalten wurde. Auch Vermittlungsversuche meinerseits trafen leider auf taube Ohren des Fahrgasts, welche vermutlich auch zu diesem Zeitpunkt noch Musik auf den Ohren hatten. Naja – glücklicherweise konnte ich meine Koffer ohne Komplikationen erhalten und auch die Situation löste sich am Ende ohne Verletzte, aber mit einem erbost zurückgelassenen Kontrolleur nach einigen Minuten wieder auf und alle schienen ihre Koffer erhalten zu haben.

    Freundlicherweise bot mir einer meiner künftigen Mitbewohner während der Busfahrt via LINE an, mich mit seinem Auto von der Station abzuholen. Das ersparte mir eine circa zwanzigminütige Taxifahrt sowie Herumgerätsel mit dem Türschloss. Eine freundliche Geste, mit der ich um 1:00 Uhr am Ende meiner insgesamt etwa dreißigstündigen Reise noch gar nicht gerechnet hätte.

  • Disembarkation

    Bei der Einreise am Flughafen KIX gelangt man zunächst in den IMMIGRATION-Bereich des Flughafens. Der erste Schritt ist relativ einfach, denn es gibt eine Ausschilderung mit der Aufschrift FOREIGN PASSPORTS. Der Ausschilderung folgend findet man sich in einer Halle mit diversen Schaltern wieder, über denen Schilder mit den Aufschriften TEMPORARY VISITOR / TOURIST oder RESIDENCE CARD hängen.

    Bevor man sich an einem Schalter anstellt, sollte man die DISEMBARKATION CARD FOR FOREIGNER ausgefüllt haben. Hier werden einige Dinge abgefragt, die eigentlich bereits bei Visumsantrag angegeben wurden – wie der Grund für den Besuch, oder ob eine kriminelle Historie vorliegt. Da ich nicht wusste, dass das Ausfüllen der Karte vonnöten ist, ging ich sofort zum Schalter. Hier wurde ich allerdings freundlich auf das Formular hingewiesen und hatte die Möglichkeit, das Formular in Ruhe auszufüllen und wieder zum Schalter zu kommen.

    Neben den TEMPORARY VISITOR / TOURIST und RESIDENCE CARD Schaltern gibt es auch einen Schalter, der beide Aufschriften trägt. Um auf Nummer sicherzugehen und nichts falsch zu machen, entschied ich mich anschließend für diesen Schalter. Tatsächlich erhält man nämlich gleich am Flughafen, sofern ein entsprechendes Langzeitvisum vorliegt, seine persönliche RESIDENCE CARD – zu diesem Zeitpunkt noch ohne eingetragene Adresse. Dieser Prozess dauert einige Minuten ist aber völlig unkompliziert und bedarf lediglich des Reisepasses mit dem Visum.

    Die RESIDENCE CARD fungiert ähnlich einem Ausweis und enthält somit auch Lichtbild, Geburtsdatum und weitere Angaben. Innerhalb von zwei Wochen ist man verpflichtet, sich an seinem Wohnort innerhalb Japans mit der RESIDENCE CARD zu melden.

    Nach erfolgreichem Erhalt der RESIDENCE CARD ist es endlich soweit und man kann aus dem Flughafen – oder so dachte ich es zumindest. Zwar kann man nun sein Gepäck abholen, die Sache mit den Formularen ist aber noch nicht zu ende. Denn vor dem Verlassen des Flughafens muss man noch die CUSTOMS DECLARATION ausfüllen.

    Auch hier bin ich wieder blind reingestrauchelt und wurde am entsprechenden Ausgang darauf hingewiesen, dass ich nochmal zurückgehen müsse, um das Ausfüllen des Formulars an einem Tisch mit Kugelschreibern nachzuholen. Dem jedoch nicht genug – hier ist es auch notwendig, seine Adresse in Japan (der ersten Unterkunft) einzutragen. Das ist einfacher gesagt als getan, wenn die Adresse eigentlich vollständig aus Kanji besteht. Ich persönlich habe das Feld demnach freigelassen und dem netten Herrn am Ausgang erklärt, dass ich noch Schwierigkeiten habe, Kanji zu schreiben. Das war jedoch kein Problem, denn ich konnte meine Adresse digital zeigen und er trug in zuvorkommender Weise die Adresse für mich ein.