Takatori Jinja

Gegen Ende der ersten Woche unternahm ich meine erste kleine Wanderung zu einem Schrein auf einem kleinen Berg in der Nähe von meinem SHAREHOUSE.

Da die Tage im Hochsommer mit Abstand zu heiß sind machte ich mich zu Sonnenuntergang auf den Weg. Das macht in Japan zu dieser Jahreszeit zwar scheinbar nur einen seichten Unterschied von zwei bis drei Grad; die Abwesenheit der gleißenden Sonne ist aber doch ein ganz angenehmer Aspekt bei der körperlichen Betätigung zu Temperaturen von über 30 Grad.

Wie das so ist, wenn man die Stadt verlässt, verlässt einen auch die Internetverbindung. Auf der Hälfte der Strecke ungefähr fand ich mich dann an einer Weg-Abzweigung wieder. Während ich unfähig, im Internet nach dem Weg zu schauen, noch in meiner Orientierungslosigkeit verharrte, kam glücklicherweise ein netter Herr des Weges. So konnte ich mich nach dem Weg zum Schrein erkundigen. Als Antwort wurde mir direkt angeboten, gemeinsam den Berg zu erklimmen. Dieses Angebot nahm ich selbstverständlich dankend an und erhielt somit direkt eine weitere Möglichkeit, Konversation auf Japanisch zu üben. Auf dem Weg den Berg hinauf erfuhr ich, dass er nahezu jeden Abend als Fitnessprogramm den Berg bestiege. So verriet er mir auch vor jedem Treppenabschnitt die exakte kommende Stufenanzahl und versprach mir bereits zuvor eine lohnenswerte Aussicht am Ende unseres Aufstiegs.

Auf der Strecke zum Takatori Jinja befinden sich eine Menge kleiner Cafés, die zu dieser späten Stunde allerdings bereits geschlossen waren. Neben den Cafés gab es über den gesamten Weg eine Vielzahl an streunenden Katzen.

Mit der lohnenswerten Aussicht hatte mir mein spontaner Begleiter nicht zu viel versprochen. Oben angekommen, erwartete uns eine atemberaubende Aussicht über Kobe und die dahinter liegenden Inseln in der Bucht von Osaka. Da ich die Aussicht etwas länger genießen wollte trennten wir uns nunmehr am Gipfel und während mein spontaner Begleiter nach wenigen Minuten wieder den Abstieg beschritt, erkundete ich Schrein und Berggipfel und stieß dabei neben einem sehr, sehr dunklen Friedhof auch noch auf einige gute Fotomotive.

Während meines alleinigen Abstiegs nahm ich auf einmal einen sich windenden Schatten zwischen meinen Füßen wahr und stellte mit einiger Überraschung fest, dass sich da eine Schlange zwischen ihnen entlangschlängelte. Abgesehen davon hörte ich zwar häufiger mal lautes Geraschel in den Büschen, dachte mir aber nicht viel dabei und kam letztlich auch sicher unten wieder an.

Einige Tage später erwähnte ich meinen abendlichen Ausflug in einem Gespräch in einem meiner Stamm-Izakaya und erfuhr, dass es wohl gerade abends aktive Füchse, aber auch Wildschweine in den Bergen gäbe und mir wurde geraten, diese nur noch tagsüber zu besteigen. Ob es sich bei dem Geraschel nun um ein gefährliches Tier handelte, konnte ich natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr feststellen. Gerade im Bezug auf die Wildschweine bin ich darüber aber relativ froh!