Eigentlich wollte ich nach Ankunft am Flughafen einen Duschraum aufsuchen. Ein Unterfangen, welches ich aber zeitlich inklusive der Suche danach nicht mehr geschafft hätte, da die zuvor geschilderten Prozesse bereits einiges an Zeit in Anspruch genommen hatten und der letzte Bus gen Kobe um 23 Uhr fahren sollte. Also entschied ich mich kurzer Hand, trotz dem ich an diesem Punkt rund 28 Stunden Reise auf dem Buckel hatte und mich wie ein verbrauchter Putzlappen fühlte, direkt ein Ticket zu lösen und mich in die Schlange für den Bus zu stellen.
Dieser erschien auch pünktlich einige Minuten vor 23 Uhr. Der Fahrkartenkontrolleur versah alle Koffer der Passagiere gegen Vorzeigen des vorab am Automaten gelösten Tickets mit einem Aufkleber mit einer Nummer am Henkel und drückte dem jeweiligen Kofferbesitzer einen Zettel mit derselben Nummer in die Hand. Dies sollte sich später noch als sehr wichtig herausstellen, denn bei Ankunft wurden die Koffer nur im Austausch gegen diesen Zettel wieder herausgegeben.
Leider nahm das nicht jeder so ernst: Nach der rund einstündigen Shuttle-Fahrt vom Flughafen zur Sannomiya Station in Kobe versuchte ausgerechnet ein Fahrgast, der kein Japanisch sprach, seinen Koffer mitzunehmen, ohne den Zettel vorzuzeigen. Dies wurde nicht geduldet und es kam zu der unnötigsten Diskussion, die ich seit langer Zeit erleben durfte. Der Angestellte betonte nämlich, dass der Fahrgast seinen Koffer auch ohne den Zettel nehmen könne und dafür lediglich warten müsse, bis die anderen Fahrgäste ihre Koffer alle erhalten haben. Ein durchaus logischer Vorschlag, der sogar auf Englisch kommuniziert wurde. Der Kopfhörer tragende Fahrgast zeigte sich darauf aber leider unbeeindruckt und zog mit den wiederholten Worten „Give me my bag man, that’s my bag!“ am Koffer, der seinerseits von dem Angestellten festgehalten wurde. Auch Vermittlungsversuche meinerseits trafen leider auf taube Ohren des Fahrgasts, welche vermutlich auch zu diesem Zeitpunkt noch Musik auf den Ohren hatten. Naja – glücklicherweise konnte ich meine Koffer ohne Komplikationen erhalten und auch die Situation löste sich am Ende ohne Verletzte, aber mit einem erbost zurückgelassenen Kontrolleur nach einigen Minuten wieder auf und alle schienen ihre Koffer erhalten zu haben.
Freundlicherweise bot mir einer meiner künftigen Mitbewohner während der Busfahrt via LINE an, mich mit seinem Auto von der Station abzuholen. Das ersparte mir eine circa zwanzigminütige Taxifahrt sowie Herumgerätsel mit dem Türschloss. Eine freundliche Geste, mit der ich um 1:00 Uhr am Ende meiner insgesamt etwa dreißigstündigen Reise noch gar nicht gerechnet hätte.